Tequila, my Love – „The Chug Club“ in Hamburg

© Tim Gerdts

Eine mexikanische Redensart besagt: Amar es compatir - Lieben heißt teilen. Und wenn im deutschsprachigen Raum die Frage gestellt wird, wo denn eine Leidenschaft für Tequila liebevoll und herzlich geteilt wird, kann die Antwort nur lauten: bei Betty Kupsa in ihrer Bar The Chug Club auf St. Pauli.

 

Wie eine kleine Botschaft Mexikos bietet die charmante Bar in dem unauffälligen Eckhaus südlich der Reeperbahn einen umfangreichen und köstlichen Einblick in die Getränkekultur Mexikos. Und das ist weitaus mehr als nur Tequila. Auch Sotol, Racilla, Bacanora oder Mezcal sind Themen für das Agaven-affine Team des Chug Club.

 

Mini-Cocktails sorgen für Vielfalt

„Als ich 2015 die Bar mit dem Tequila-Konzept aufgemacht habe, haben mich viele Leute gefragt, ob ich verrückt bin. Ich solle doch lieber irgendetwas mit Gin machen“, erinnert sich Betty Kupsa schmunzelnd. „Doch wir hatten von Anfang an Erfolg mit unserem Getränkekonzept und unserer Art, mexikanisches Lebensgefühl zu vermitteln.“

Das Getränkekonzept besteht bis heute und ist der ideale Einstieg in die Welt dieser besonderen Bar - die Chugs. Dabei handelt es sich um Mini-Cocktails, die es ermöglichen, den Gaumen vielfältig zu stimulieren oder einfach neugierig mehr von den spannenden Cocktail-Aromen zu verkosten, die sich das Barteam ausgedacht hat. Stets wird ein Flight aus drei Chugs angeboten, der selbst für Stammgäste meistens den Auftakt in den Abend bildet, zumal die Drinks ständig wechseln. 

 

Betty Kupsa, Barbetreiberin von "The Chug Club"

© Anna Wegelin

Das Konzept entwickelt sich stetig weiter und Betty bemerkt die Entwicklung der Gäste und deren Wunsch noch mehr mexikanische Destillats-Vielfalt zu verkosten: „Es ist beeindruckend, wie die Nachfrage an Pur-Spirituosen gewachsen ist. Immer mehr Gäste äußern explizit den Wunsch, mehr davon zu verkosten und mehr darüber zu erfahren. Und daher kommen sie eben speziell zu uns. Wir haben schon immer jeweils einen Tequila des Monats. Künftig wird es zusätzlich einen Pur-Flight des Monats geben, beispielsweise einen Reposado Flight, um Unterschiede zu schmecken und zu vergleichen. Viele Gäste möchten Details zu den Produkten erfahren und glücklicherweise hat das gesamte Team große Lust, mit den Produkten zu arbeiten und sie auch zu erklären.“

© Tim Gerdts

Betty Kupsa und ihre Liebe zu Mexiko

Die charmante Barbetreiberin sprüht nur so vor Freude über die Bar, das Team, die wachsende Produktvielfalt und ihre Liebe zu Mexiko: „Ich freue mich so, mir in diesem Jahr endlich einen Herzenswunsch erfüllen zu können und anlässlich des Día de Muertos nach Mexiko zu reisen!“ Jene Feierlichkeiten, die Ende Oktober bis Anfang November zelebriert werden und im Rahmen von fröhlichen und farbenfrohen Volksfesten der Toten gedenken und sie in das Leben mit einbeziehen.

Wie aber kommt eine junge Frau aus der österreichischen Steiermark dazu, sich zur hingebungsvollen Botschafterin für das Land der Agaven zu entwickeln? „2012 hat das bei mir angefangen“, erinnert sich Betty, „damals hat es nur wenige mexikanische Spirituosen hierzulande gegeben. Kaum Onlineshops und sehr überschaubare Sortimente. Wichtige Orientierung war damals beispielsweise Axel Huhn mit seiner Mezcaleria in Berlin und seiner Kenntnis über Land und Kultur. Über meine Freude an Tequila hat sich dann auch eine Faszination für das Land entwickelt, das ich mittlerweile auch schon mehrfach intensiv bereist habe. Heute freue ich mich daran, die mexikanische Lebensfreude auch hier in Hamburg zu vermitteln.“

© Tim Gerdts

Mehr Möglichkeiten für kreativen Spielraum

Im The Chug Club gibt es zudem einen zweiten Raum, der demnächst auch eine neue Nutzung erfahren wird, wie Betty erläutert: „Wir nennen es ‚Etui Bar‘. Früher war es ein Lagerraum, später als ‚Pfauenzimmer‘ eine Art Zweit-Bar mit klassischen Drinks. Nun hat das Team beraten und beschlossen, daraus einen offenen, coolen Raum zu machen, in dem wir mit wechselnden Konzepten und speziellen Abenden unsere Ideen leben können und neue Dinge ausprobieren. Es soll wie ein weißes Blatt Papier sein, das du jeden Abend neu ausmalen darfst. Wir haben das schon ausprobiert, mit einem Abend mit fünf Drinks und fünf begleitenden Häppchen. Gerade plane ich einen Abend mit Österreich-Motto.“

Der Raum eignet sich zudem auch für weitere Veranstaltungen, wie Verkostungen und Fortbildungen, was der Barchefin sehr am Herzen liegt: „Es gibt gerade bei Tequila noch so viel zu entdecken und zu lernen. Produkt, Rohstoffe, Anbau und natürlich das Land und seine Kultur. Dabei können wir auch manche Phänomene erörtern und kritisch hinterfragen wie die Problematik der Monokultur oder Zusatzstoffe in den Erzeugnissen, wie Glycerin oder Eichenextrakt. Es geht gar nicht darum, alles kritisch zu bewerten, wir müssen zunächst Wissen schaffen. Unter anderem den Unterschied über den Agavenanbau im Tal im Vergleich zu den Höhenlagen oder die unterschiedlichen Produktionsweisen der Destillate. Ich hoffe, dass künftig die Fortbildung noch umfangreicher wird und mehr bietet als das klassische Tasting. Daher habe ich mich in diesem Jahr auch der Deutschen Barkeeper Union angeschlossen. Ich finde es gut, wie sie Menschen zusammenbringen und intensive Fortbildungskonzepte entwickeln.“

Betty fasst den Stand der Dinge und die Perspektive treffend zusammen: „Im Moment kratzen wir immer noch an der Oberfläche der mexikanischen Destillate. Da können und sollten wir uns noch richtig reinfuchsen. Es lohnt sich, denn es gibt noch so viel zu entdecken!“

© Swetlana Holz

The Chug Club

Taubenstraße 13

20359 Hamburg

https://www.thechugclub.bar