Die Berliner Getränke-Szene im Winter 2020

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Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

„Wir sind ein Berlin“, so lautet der neue Slogan der Hauptstadt, der mitten in der Covid-Krise das Licht der Welt erblickte und der von einem freundlichen Logo-Bären begleitet wird. „Be Berlin“ hat somit ausgedient und auch von dem „Arm aber Sexy“-Image einer ‚Failed City‘ möchte sich der Senat distanzieren.

Nun sind wir also ein Berlin im Lockdown und bemüht, uns die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel so gut es geht angenehm zu gestalten und der Dinge zu harren, die uns in 2021 erwarten. Welchen Slogan oder welches Motto wählen wir?

Abwarten und Tee trinken?

Versuchen wir es doch mit dem bewährten: „Abwarten und Tee trinken.“ Das klingt schon verdächtig nach Dry January. Passend dazu präsentieren Isabella Steiner und Katja Kauf, die Gründerinnen von „nuechtern.berlin“ bis Ende Januar einen alkoholfreien Pop-up-Store in der Schöneberger Galerie Goeben mit dem Titel „Null Prozent Späti“ und präsentieren darin ein spannendes Sortiment von alkoholfreien Spirituosen, Weinen, Bieren und passenden Limonaden von Thomas Henry und Bionade. https://nuechtern.berlin/pages/null-prozent-alkoholfreier-spaeti-berlin

Alternativ klingt und mundet eine neue Berliner Teemarke sehr hilfreich. „My Herbal Diary“ lautet der Name der Kräuter- und Teemischungen, die mit zweckgebundenen Namen zu entsprechender Anwendung einladen, wie „In the mood for love“, „Moody Monday“ oder „Hangover Treatment“. https://myherbaldiary.de/

Doch dass ein winterliches Heißgetränk mit einem Schuss Alkohol angenehm aufgepeppt werden kann, wusste bereits der Dichter Heinrich Heine, als er in „Deutschland ein Wintermärchen“ schrieb: „Die Göttin hat mir Tee gekocht und Rum hineingegossen / Sie selber aber hat den Rum ganz ohne Tee genossen.“ Das bringt uns dazu, dass wir noch dem Berliner Rum-Depot von Stefan Brinkmann und Dirk Becker zum 10-jährigen Jubiläum gratulieren müssen, das vor wenigen Tagen viel stiller als gewollt zelebriert wurde und die beste Adresse für Destillate aus Zuckerrohr, Melasse und Suger Cane Honey bleibt. www.rum-depot.de

Gleich um die Ecke feiert eine schöne Shop-Neueröffnung den Startschuss zum Nullten. Sven Förster, bekannt als Referent bei „Brew Berlin“ auf dem BCB und Betreiber der Bier-Bar „Foersters feine Biere“ eröffnete einen wohl sortierten Bier-Shop namens „Biermeister“ in der Gleditschstraße 70. Eine sorgfältig kuratierte Auswahl an Bieren aus Deutschland zeigt die Vielfalt von Brauspezialitäten von Pils über Bockbier bis zum IPA. https://www.facebook.com/WirtvonFoerstersFeineBiere

Klüger trinken mit Pater Brown

Folgen wir als Nächstes dem Rat des Kriminalschriftstellers G.K. Chesterton, der die Figur des Paters Brown ersann:

„Trinke, wenn du glücklich bist, aber niemals, weil es dir elend geht. / Drink because you are happy, but never because you are miserable.”

Und gute Laune machen die neuen Produkte der jungen regionalen Marken mit ihrem Tatendrang und ihrer Kreativität. Dabei spielt nach wie vor der Gin eine dominante Rolle. Das bewährte Team von Berliner Brandstifter brachte jüngst eine Kunstedition gemeinsam mit dem Fotografen und Berghhain-Legende Sven Marquardt heraus. Ihr klassischer Berlin Dry Gin erfährt eine zusätzliche Aromatisierung durch Rosen, Brombeeren und Schwarze Johannisbeeren. Die Edition mit dem künstlerischen Etikett ist auf 6.666 Flaschen limitiert. www.berlinerbrandstifter.com

Und auch wenn die Berliner Nächte derzeit nicht so lang sind wie gewohnt, lassen sie sich doch mit dem Berliner Nacht Gin der Berlin Distillery versüßen. Mit nur fünf Botanicals (Wacholder, Zitrone, Thai-Basilikum, Zitronengras und Kaffir-Limettenblatt) deutlich reduzierter als ihre kühnen Kreationen mit Beelitzer Spargel oder Bratapfel. https://berlindistillery.de

Und wer in der kalten Jahreszeit doch lieber auf eine aufregende fassgereifte Spirituose zurückgreifen möchte, wird nahe der Berliner Stadtgrenze fündig, wo das Team von Spreewood Distillers ihren Roggen Whiskey unter anderem mit einer Laphroaig-Torfnote bei der Fasslagerung versehen hat. Neu auf dem Markt der Stork Club Smoky Rye Whiskey. https://spreewood-distillers.com

Das Wilde Berlin?

Ist es eine Warnung oder ist es ein Verspechen? Jedenfalls gab uns der Dichter Oscar Wilde diese aufschlussreichen Worte mit auf den Weg:

„Alkohol in ausreichender Menge genossen, bewirkt alle Symptome der Trunkenheit. / Alcohol, taken in sufficient quantities, may produce all the effects of drunkenness.”

Ausreichende Mengen an kreativen, subtilen und köstlichen Erzeugnissen, gibt uns die Deutsche Spirituosen Manufaktur aus Marzahn an die Hand. Eine schier unbegrenzte Auswahl an Destillaten, Likören und Essenzen, inspiriert von Destillierkunst, internationalem Obst-Kräuter-Food-Hunting und Weisheiten des Apothekers steht Bartendern und Küchenchefs zur Verfügung. Immer passend zur Jahreszeit kommen neue Spezialitäten heraus. Zuletzt regten Spanische Yuzu und Deutsches Herbstlaub die Fantasie an. Passend zum Winter bietet sich ihr Ingwerlikör für Getränke-Experimente an.  https://d-s-m.com

Ebenfalls aus dem Reich der Heilkunde und Apotheke inspiriert sind die Erzeugnisse von Dr. Jaglas. Spannend waren bereits die Kräuterbitter aus Ginseng oder Artischocke. In die aktuelle Jahreszeit passt perfekt das Glühweinkräuter-Elixier, dass erstaunlich gut mit Tonic oder Champagner harmoniert. www.dr-jaglas.de

Kräuter haben eine lange Tradition in Berlin. Einige Traditionsmarken sind bewährte Begleiter in den Bars und auf dem BCB, wie die Marken Mampe (https://mampe.berlin/) oder Wurzelpeter (www.wurzelpeter.berlin).

Einen aufregenden Re-launch erlebt derzeit die historische Marke „Gilka Kaiserkümmel“, die seit 1836 die Berliner begeistert. Die Marke mit dem Pinguin mit Pickelhaube aus Bio-zertifizierten Zutaten eignet sich klassisch in einer Berliner Weißen, aber auch als Cocktail-Zutat, wie eine wachsende Zahl von Bartendern der Hauptstadt beweisen. Apfel und Ingwer erweisen sich als balancierte Begleiter. https://gilka.info/

Oder doch Hygge-Hauptstadt?

Und bei Kümmel denken wir unmittelbar an Aquavit. Jener Schnaps der Skandinavier, der bei den Kälte-erprobten Nordländern gerne auch ein reichliches Mittagessen begleiten darf. Die kalte und dunkle Zeit muss eben mit Genuss und Gemütlichkeit gespickt sein. Hygge-Lifestyle eben.

Da passt die Erkenntnis des begnadeten Trinkers, Politikers und Literatur-Nobelpreisträgers Winston Churchill:

„Als ich jünger war, machte ich es mir zur Regel, niemals einen kräftigen Drink vor dem Lunch zu mir zu nehmen. Heute lautet meine Regel, es nicht vor dem Frühstück zu tun. / When I was younger I made it a rule never to take a strong drink before lunch. It is now my rule never to do so before breakfast.”

Das Freimeisterkollektiv ist bekannt dafür, Bartendern Gehör zu schenken und dann gemeinsam mit ausgewählten Destillateuren hochwertige Produkte zu kreieren. So entstanden bereits großartige Shrubs, Kaffeelikör oder Wermut Geist. Neu sind zwei Aquavit-Produkte, die in Kooperation mit der Copenhagen Distillery entstanden. In Flasche 901 trifft Dill auf Fenchel, in Flasche 902 paart sich Kümmel mit Kakao. https://freimeisterkollektiv.de

Und wenn wir gerade im hohen Norden weilen, so dürfen wir mit Mikko Koskinen als Neuberliner herzlich begrüßen. Der Mitbegründer der Roggen-Spezialisten aus Finnland siedelte nach Berlin um, um die Bedeutung des hiesigen Markts zu betonen. Mit im Gepäck hat er seinen Kyrö Gin, den Malt Rye und auch den Dairy Cream Likör aus Whisky, Milch und Sahne.

Womöglich bringt er den Berlinern auch die finnische Tradition des „Kalsarikännit“ nahe, bei der die Finnen sich daheim in Unterhosen betrinken. Wir Berliner revanchieren uns mit der Zufriedenheit-Garantie des Berliner Urgesteins Harald Juhncke:

“Der perfekte Tag? Keine Termine und leicht einen sitzen haben.”

Und bei ihren Weihnachtsvorbereitungen und Geschenk-Ideen, vergessen Sie bitte nicht die wackeren Berliner Barbetreiber, die ihre Gäste mit Drinks-to-go und Cocktail-Lieferservice durch die Tresenlose Zeit geleiten. Die Bars haben es nicht leicht und so war noch nie ein Bar-Gutschein eine bessere Geschenk-Idee als gerade heute!