Warum PIWI-Weine auf eine Bar-Karte gehören

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Schon einmal was von PIWI-Weinen gehört? Viele Winzer setzen zunehmend auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten, um ihren Weinanbau nachhaltiger zu gestalten. Die besonderen Weinsorten schonen nämlich nicht nur die Umwelt, sondern überzeugen auch durch ihren Geschmack.

Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht nur in der Barbranche ein unheimlich wichtiges Thema. Die sogenannten PIWI-Weine gewinnen daher zunehmend an Bedeutung unter Winzern, die sich für einen biologischen Weinbau interessieren. Was die neuen, gezüchteten Weinsorten so besonders macht ist, dass sie nicht durch Gen-Technik im Labor entstehen, sondern auf natürliche Weise im Weinberg wachsen. Die Abkürzung „PIWI“ steht für pilzwiderstandsfähige Reben. Die resistenten Sorten brauchen kaum Pflanzenschutzmittel, um vor Parasiten oder Mehltaukrankheit geschützt zu werden.

 

Eine Zeit vor dem Pflanzenschutz
Die Züchtung von PIWI-Rebsorten hat bereits eine lange Geschichte. So gehört beispielsweise auch der Regent zu den PIWI-Weinen. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, als Pflanzenschutzmittel noch nicht bekannt waren, baute man die Rebsorten oft in gemischten Sätzen an. So entstand eine große Vielfalt, die Weinberge und ihre Reben waren gesund und der Weinanbau nahm flächenmäßig zu. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich dies allerdings: Der echte und falsche Mehltau als auch Rebläuse tauchten auf und bereiteten Winzern Sorgen, da sie die Gesundheit der Reben gefährdeten.

 

Der Einsatz von Chemie gegen Reb-Krankheiten
Pilzkrankheiten und Parasiten vernichteten schließlich ganze Weinberge. Die chemische Industrie erhielt daraufhin Einzug in die Weinberge und im Kampf gegen Läuse und Pilzkrankheiten setzte man Herbizide, Pestizide und Fungizide ein. Daher ist die Weinrebe bis heute von allen Kulturpflanzen diejenige, die am meisten gespritzt wird.

 

PIWI-Weine als Alternativen zu Chemie
Der Einsatz von Kunstdünger brachte aber auf Dauer neue Probleme mit sich: Der Dünger schwächt die Rebe, da sie nicht mehr tief wurzelt und sie nicht mehr ums Überleben kämpfen muss. Dadurch wird sie weniger widerstandsfähig. So arbeiteten Forscher schließlich an einer Langzeitlösung mit dem Ziel Rebsorten zu züchten, die sowohl pilzwiderstandsfähig als auch widerstandsfähig gegen Rebläuse sind. Die Lösung: Wildreben mit Edelsorten kreuzen – und so entstanden schließlich die PIWI-Weine.

 

Nicht direkt auf den Geschmack gekommen…
Das anfängliche Problem war der „Fox-Ton“, eine spezielle Geschmacksnote der Wildreben, die an Katzenurin erinnern soll. So gab es zu Beginn einige Bedenken gegenüber den PIWI-Weinen. Insbesondere in Frankreich, dem Land des Weines, wollte man von den Hybriden nichts wissen.

 

Französische Revolution im Weinanbau?
Einzig in der Provence auf dem Château Duvivier wird heute nach der Delinat-Methode erfolgreich pilzresistenter Wein angebaut. Jedoch steht die französische Weinlandschaft ganz kurz vor einer Revolution: Das Institut National de la Recherche Agronomique (INRA) hat ein Programm entwickelt, welches das Ziel hat, bis 2030 die Züchtung multiresistenter Sorten für den lokalen Anbau mit starkem lokalem Charakter zu schaffen.

 

Hoffnungsträger für mehr Nachhaltigkeit im Weinbau
Heutzutage liegen PIWI-Weine weltweit im Trend. Die robusten Rebsorten gelten als Hoffnungsträger für eine verstärkte Nachhaltigkeit im Weinbau, die zukünftigen Herausforderungen in den Weinbergen gut meistern können. Ihre gezielte Züchtung und Selektion bieten zudem starke Vorteile im Anbau und auch geschmacklich konnten sie sich mittlerweile durchsetzen.

 

Schon PIWI-Wein auf der Bar-Karte?
Insgesamt geht es bei den PIWI-Weinen nicht mehr nur um die natürliche Pflanzengesundheit, sondern auch um die Anpassung an den Klimawandel und einen weiteren positiven Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit. Bars, die Wert auf Nachhaltigkeit legen und ihren Kunden gerne guten Wein servieren, sollten sich daher einmal genauer den Ursprung ihrer Weinsorten anschauen.