Recruiting: So machen Barbetreiber das Rennen um die besten Talente

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Ich habe die große Ehre und Freude eine neue Herausforderung als „Operations Director“ für die Jigger and Pony Group in Singapur zu übernehmen. Doch die Reise zu diesem neuen Job, hat mir die aktuelle Krise noch einmal stark vor Augen geführt. Denn ich musste zunächst von meinem aktuellen Aufenthaltsort Großbritannien in die USA fliegen, wo ich mich zwei Wochen lang selbst isolieren musste. Als ich in Singapur ankam, erwarteten mich dann erneut zwei Wochen Quarantäne. Als ich wieder raus durfte und mich mit verschiedenen Barbesitzern in der Stadt unterhielt, wurde mir erneut bewusst wie unterschiedlich diese globale Pandemie jede Region und jedes Land getroffen hat.

 

Das "Wie“ ist entscheidend für die Gastronomie

Als ich Großbritannien verließ, war die Gesellschaft für fast drei Monate praktisch stillgelegt gewesen. Man konnte sein Haus nicht ohne triftigen Grund verlassen und Essen und Trinken im Freien – selbst im Freien! – war immer noch eine ferne Erinnerung. In New York konnte ich in die meisten meiner alten Stammlokale gehen, wenn auch mit eingeschränkter Kapazität und Öffnungszeiten. Die Bars selbst durften auch nicht hier leider nicht öffnen. In Singapur wiederum muss ich beim Betreten eines Gebäudes, auch für die Gastronomie, einen von der Regierung erstellten QR-Code scannen und meine Temperatur messen lassen. Leider gibt es auch hier noch eingeschränkte Öffnungszeiten oder Kapazitäten, aber abgesehen vom Tragen der Maske fühlt es sich normaler an.

 

Dieses Problem eint alle

Aber jetzt, wo das Licht am Ende des Tunnels immer größer wird, kämpft seltsamerweise jeder dieser Märkte gleichermaßen mit einem alten Problem: Der Rekrutierung von Personal. Nur die Gründe sind neu. Die bisherige Ursache ist bekannt: Zu viele Bars und zu wenig erfahrenes Personal. Jetzt sind mehrere einzigartige und konkurrierende Ursachen dazugekommen, die zwar nicht die Schuld der Manager sind, aber ihr Problem.

Covid-19 und der Brexit haben dafür gesorgt, dass viele Europäer, die in Großbritannien gearbeitet haben, in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind – bis zu 600.000 von ihnen arbeiteten im Gastgewerbe. Und seien wir ehrlich, viele von ihnen waren in unserer Branche hervorragende Angestellte und solide Arbeiter.

 

Weltweit eine kritische Situation

In New York ist das Problem sogar noch schlimmer, da viele Mitarbeiter die Stadt verlassen, um sowohl dem Virus als auch den hohen Lebenshaltungskosten zu entkommen. Das wird durch das fehlende soziale Sicherheitsnetz noch verschärft. Paradoxerweise wird es durch ein großzügiges Konjunkturpaket der Regierung profitabler, zu Hause zu bleiben und sich arbeitslos zu melden, als wieder zu arbeiten. Außerdem hat die Black Life Matter-Bewegung einen zusätzlichen Engpass geschaffen. Denn die Arbeitgeber suchen nicht einfach nur nach Personal, sie wollen gerne auch die Vielfalt ihres Personals verbessern.

 

Und in Singapur greift die Regierung hart gegen ausländische Arbeitskräfte durch, während die einheimische junge Bevölkerung das Gastgewerbe meidet. Das gilt zumindest für eine Vollzeitbeschäftigung in diesem Bereich. Die Ursachen liegen einerseits im schlechten Ruf der Branche, andererseits in der Angst der Millennials begründet, sich zu früh auf eine Vollzeitkarriere festzulegen.

 

So löst man das Problem

Das Problem taucht also wieder auf, und es gibt die gleichen Lösungen wie zuvor. Doch während damals nur einige „Aufgeklärte“ diese Lösungen genutzt haben, müssen es jetzt alle tun.

1. Reichweite erhöhen: Mehr Menschen müssen die gepostete Stellenanzeige sehen. Dies kann durch eine umfassendere Nutzung der sozialen Medien geschehen. Eine andere Möglichkeit ist die Nutzung eines internen Mitarbeiterempfehlungsprogramms, das Mitarbeiter finanziell dafür belohnt, wenn sie Personen empfehlen, von denen sie wissen, dass sie zur Stelle und zur Unternehmenskultur passen.

2. Kreative Stellenanzeige veröffentlichen: Diese muss die eigene Unternehmenskultur auf den Punkt bringen. Es geht schließlich nicht um den Ersatz einer Eismaschine, die überall gleich funktioniert, sondern es geht um eine lebende, atmende Person, die von einem Unternehmen überzeugt werden muss, nicht nur angestellt. Dabei muss man an die eigene Werte und Ziele der Kandidaten appellieren. Das geht zum Beispiel mit Mitarbeitern, die darüber sprechen, warum sie gerne dort arbeiten, mit Gästen, die beschreiben, warum sie gerne dort trinken, bis hin zu Beispielen für die Grundwerte des Unternehmens und wie sie sich im täglichen Leben zeigen. Eine gute Stellenanzeige sollte die Einen ansprechen, die Anderen aber auch abschrecken, um sicherzustellen, dass nur die Personen, die am besten zum Unternehmen passen, ein Vorstellungsgespräch bekommen.

3. Effizientes Interview führen: Stellt sicher, dass der Interviewprozess rigoros und zweckmäßig ist. Es gilt das typische Vorstellungsgespräch/Erst-Date-Phänomen zu vermeiden, bei dem die Leute euch erzählen, was sie denken, dass ihr hören wollt. Offene Fragen zu stellen, die Geschichten und nicht nur Antworten erfordern, sind ein guter Anfang. Es ist auch entscheidend, dass ihr gut in der Überprüfung von Referenzen seid – bzw. diese überhaupt erst durchführt. Und vergesst nicht: Wenn ihr einen Interviewpartner durch einen schlechten Prozess verärgert, stellt ihr ihn nicht nur nicht ein, sondern verliert oft einen möglichen Kunden in der Zukunft.

4. Branche professionalisieren: Arbeitet stets weiter daran arbeiten, die Branche selbst zu professionalisieren. Angefangen bei einem anständigen Interviewprozess, der erklärt und befolgt wird, bis hin zu einer besseren Erklärung der Noblesse der Gastfreundschaft selbst und der Möglichkeit, einen klaren Karriereweg aufzuzeigen, hat unsere Branche eine Chance, sich wieder besser zu entwickeln. Eine der größten Freuden in meinem Leben ist es, wenn ich jemanden treffe, den ich vor einigen Jahren "ausgebildet" habe und der sagt, dass meine Arbeit mit ihm, ihm nicht nur die Augen für die Breite der Fähigkeiten und Kenntnisse geöffnet hat, die man braucht, um in unserer Branche zu gedeihen, sondern auch für die Professionalität der modernen Gastfreundschaft selbst.

 

Nichts ist wichtiger als das Personal und die Gäste

Während unsere Branche auf der ganzen Welt in unterschiedlichem Ausmaß verwüstet wurde, haben wir unsere Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit gezeigt. Während große Herausforderungen vielleicht noch vor uns liegen, sind sie vielleicht vertrauter als die, die durch Covid oder wachsende Fragen der sozialen Gerechtigkeit entstehen. Die Pandemie und die Art und Weise, wie die Menschen mit ihren Folgen umgehen, haben mehr denn je gezeigt, dass die beiden Schlüssel zum Betrieb einer erfolgreichen Bar darin bestehen, wer dort arbeitet und wer dort trinkt. Dies kann eine Gelegenheit sein, die erste Gruppe neu zu beleben, während die zweite Gruppe vorsichtig durch die Tür blickt und alle Gelegenheiten zum Trinken und zum geselligen Beisammensein wahrnimmt - wo auch immer sie sich aufhalten mag!