Es darf auch mal prickeln: Champagner an der Bar
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Gerne bezeichnen Barkeeper Champagner als „der Wein der Bar“. Und so ist es auch. Wer möchte auf die verführerische Perlage verzichten? Eine Gelegenheit ist rasch gefunden und so müssen wir nur dem Rat der Modeschöpferin Coco Chanel folgen, die erklärte: „Ich trinke nur Champagner bei zwei Gelegenheiten: Wenn ich verliebt bin und wenn ich es nicht bin.“
Rekordzahlen in aller Welt
Und die Anlässe können gefunden werden, im Kleinen, wie im Großen. Nach einem Einbruch der Verkaufszahlen 2020 stiegen die Verkäufe anschließend immens an und übertrafen die Zahlen des Rekordjahres 2019 um weitere 14 Prozent, wie die Union des Maisons de Champagne (UMC) berichtet. In den Hauptmarkt USA gingen 2021 unglaubliche 34 Millionen Flaschen. Mehr als ein Zehntel des Welt-Konsums. Verkäufe im heimatlichen Frankreich steigen um 25 Prozent, in Deutschland wurden sogar 28 Prozent mehr Flaschen konsumiert.
Und endlich darf auch die Barszene wieder fröhlich mit einsteigen und Gästen den erfrischenden Zwischenschluck reichen oder einen mondänen Cocktail zubereiten. Frei nach den Worten des britischen Schriftstellers und Schauspielers Noël Coward, dessen Champagner-Antwort legendär anmutet: „Warum ich Champagner zum Frühstück trinke? Macht das nicht jeder?“
Blick nach Britannien
Aus aktuellem Anlass blickt die Welt in diesen Tagen nach Großbritannien. Wir folgen diesem Blick mit einem Glas Champagner, auch wenn dort die Verkaufszahlen nur um sieben Prozent angestiegen sind. Immerhin wurde uns jüngst wieder bewusst: Der Prince of Wales ist gleichsam eine Person und ein Cocktail.
Die Engländer sind wohl auch maßgeblich für die Erfolgsgeschichte des Champagners verantwortlich. Um 1700 waren die Engländer die größten Abnehmer für die Weine aus der Champagne, die in Fässern über den Kanal verschifft wurden. Der Champagner Experte Gerhard Eichelmann erläutert in seinem Buch „Champagne Edition“: „In England wurde der Wein auf Flaschen gefüllt und dabei oft mit Zucker versetzt, weil zu dieser Zeit Wein süß getrunken wurde … Durch die Zugabe von Zucker setzte eine erneute Gärung ein, die Kohlensäure, die sich dabei entwickelte, blieb in der Flasche – voilà, der Champagner war geboren.“
Immer diese Prinzen
Im Dezember 1861 wurden die Flaggen in UK auf halbmast gesetzt. Der beliebte Gemahl der Königin Victoria, Prinz Albert, war verstorben. Auch im ehrenwerten Londoner Brook’s Club ist die Stimmung bedrückt und der Barmann entscheidet, dass heute auch der Champagner Trauer tragen möge. Kurzerhand schüttet er das schwarze Guinness Stout in den Champagner und färbt ihn schwarz. Der legendäre „Black Velvet“ Cocktail ist geboren.
Der damalige Prince of Wales, also Kronprinz Albert Edward, musste sich lange gedulden, bis er 1901, mit 60 Jahren, den Thron von seiner Mutter übernahm. Die Zeit bis dahin verbrachte er sehr genussvoll, wie wir aus einem Büchlein wissen, welches anonym von einem „Mitglied des königlichen Haushalts“ 1901 über das Leben des Kronprinzen veröffentlichte: The Private Life of King Edward VII. (Prince of Wales, 1841-1901). Bei seinen Getränkegewohnheiten erfahren wir, dass er kein Biertrinker ist („Nicht wie sein Neffe, der Kaiser von Deutschland.“), aber seine Reisen nach USA brachten ihn wohl in Berührung mit Mixgetränken der damaligen, frühen Zeit. Unser anonymer Autor berichtet von einem Drink, den der Kronprinz sich gerne zubereitet. Im Original heißt es da: „He is also credited with having composed an excellent "cocktail." It consists of a little rye whisky, crushed ice, a small square of pineapple, a dash of Angostura bitters, a piece of lemon peel, a few drops of Maraschino, a little champagne, and powdered sugar to taste. This "short drink" is often asked for at the clubs which he frequents.”
Tradition und Innovation
Der Prince of Wales Cocktail, den wir heute in Bars erhalten, ist meist eine Art Improved Champagne Cocktail mit Cognac, Grand Marnier, Zucker, Angostura und Champagner. Doch die Verwandtschaft zum obigen „Original“ ist offensichtlich.
Jener Champagne Cocktail, der Ur-Vater aller Champagner Drinks erscheint erstmals im „Bartender’s Guide or How to mix a Cocktail“ von Jerry Thomas 1862. Der Drink ist simpel und genial zugleich: Ein Stück Würfelzucker wird mit Angostura Bitters getränkt, mit Champagner aufgegossen und einer Zitronenzeste garniert.
Auch auf dem Bar Convent Berlin erwarten uns in diesem Jahr endlich wieder etliche Perlen der Schaumwein-Produktion. Neben unseren bewährten Champagner-Freunden von Pommery hat sich auch Lallier aus dem Hause Campari angekündigt. Könnte dies dann der Schaumwein für den perfekten Negroni Sbagliato sein?
Zeit jedenfalls, mal wieder den Air-Mail mit dem Pegu Club zu vergleichen, den French 75 zu zelebrieren oder über den Seelbach zu streiten. Und wer nun andere als nur die britischen Royals wahrnehmen möchte, gönnt sich einen Alfonso mit Zucker, Angostura, Dubonnet und Champagner, der seinen Namen nach dem abgesetzten spanischen König Alfonso XIII trägt und dessen Lieblingsmixtur im französischen Exil auflistet.
In diesem Sinne: Cheers, Santé und Salud! Hauptsache es prickelt.
Bar ohne Namen
Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.
Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.