Was Hollywoods Filmstars trinken

Welcher Drink ist symbolisch für die James Bond Filme? Soviel vorweg: Es ist nicht der Martini. Ein Streifzug durch die Filmgeschichte im Glas. 

 

Da warten wir und warten weiter auf den neuen James-Bond-Film. Den letzten mit Daniel Craig, der sich in „No time to die“ auf Jamaika bei einem netten Schlückchen Rum zur Ruhe setzt. Seine berühmte Ziffernfolge ging auf Lashana Lynch über. Wohl aber nur für den einen Film. Über die endgültige 007-Nachfolge wird noch immer gerätselt. Ursprünglich sollte der Film im Oktober 2019 in die Kinos kommen, doch ein Wechsel des Regisseurs verhinderte dies. Dann verhinderte Corona die angepeilten Filmstarts im April 2020, November 2020 und März 2021. Nun ist der 8. Oktober 2021 angepeilt. Es sei denn, die neue Eigentümerin von MGM, Amazon, entscheidet sich spontan für eine Premiere im Streaming-Format. Wer bräuchte da nicht einen Drink? Klar, James Bond. Aber auch der Autor der Serie, Ian Fleming.

 

Das Trinkverhalten der Agenten und Bösewichter

Die Autoren des Buches „Shaken. Drinking with James Bond & Ian Fleming” untersuchten die Bücher auf das Trinkverhalten der Agenten und der Bösewichter. Und wer nun denkt, der geschüttelte Martini wäre die Nummer eins, irrt. Die akribische Recherche ergab: 121-mal wird Champagner getrunken. Auf Platz 2 Whisky mit 77 Auftritten. Wodka und Gin liegen mit 37 zu 33 eng beieinander und Rum folgt in 11 Gläsern. Bier kommt im Roman nicht vor. Erst im Film greift Bond 2012 in Skyfall zu dem Produkt von Werbepartner Heineken.

Ja, das Film Jahr 2021 wird ein ungewöhnliches. Im April wurden die Oscars vergeben und auch die Golden Globes und die Berlinale-Bären fanden ihre Abnehmer. Für den Herbst werden weitere Filmpreise erwartet.

Zuletzt präsentierte die Golden Raspberry Foundation die gefürchteten Preise der „Goldene Himbeere“ 2021 für die schlechtesten filmischen Leistungen des Jahres. Große Abräumer waren die Filme „365 Tage“ und „Die fantastische Reise des Dr. Doolittle“. Ein Sonderpreis ging an das schlimmste Kalenderjahr aller Zeiten: 2020.

 

Kino & Cocktail – die bewährten Klassiker

Und wie herrlich doch die silberne Leinwand mit dem silbernen Shaker verbunden ist, zeigt ein Streifzug durch die Filmgeschichte.

Als Greta Garbo 1930 ihren ersten Tonfilm-Satz in „Anna Christie“ spricht, lautet dieser: „Gimme a Whiskey, Ginger Ale on the side, and don’t be stingy, boy.“ 1939 macht „Vom Winde verweht“ den Planter’s Punch wieder populär und mit „Casablanca“ erleben Cineasten 1942 einen Film, der beinahe komplett in einer Bar spielt.  „Von allen Gin-Kaschemmen in allen Städten dieser Welt, muss sie ausgerechnet in meine kommen“, sinniert Humphrey Bogart alias Richard „Rick“ Blaine in seinem „Rick’s Café Américain“. Befragt von Polizeichef Capitaine Renault nach seiner Nationalität, antwortet Rick: „Ich bin Trinker“, worauf Renault grinst: „Und das macht Rick zum Weltbürger.“

 

„Dann bringen sie mir bitte fünf weitere!“ 

Bis heute beeindruckt die Trinkfestigkeit von Nick und Nora in der Detektiv-Reihe „Der Dünne Mann“. Herrlich jene Szene, als Nora zur Trinkrunde stößt und als der Kellner Gläser bringt ihren Gatten fragt: „Wie viele Drinks hattest du schon?“ „Dies ist mein sechster Martini“, antwortet dieser. „Dann bringen sie mir bitte fünf weitere!“ 

Ambitionierte Trinker können in den Filmen vieles lernen. Bartender ebenfalls dazu, als Nick dem Barmann erklärt: „A Manhattan you shake to foxtrot time. A Bronx to, er, two-step-time. A Dry Martini you always shake to waltz time.”

 

Bartending als Show

Ein Manhattan wurde womöglich nie wieder so sexy zubereitet, als 1959 in „Manche mögen‘s heiß“ Marilyn Monroe in der Rolle der Sugar ‚Kane‘ Kowalczyk ein Flachmann aus dem Strumpfband fällt. Die Handlung beginnt im Prohibitions-Chicago des Jahres 1929. Zwei Musiker, gespielt von Tony Curtis und Jack Lemmon, werden Augenzeugen eines Mafia-Massakers und werden daraufhin von „Gamaschen-Colombo“ und seiner Gangstermeute gejagt. Als Frauen verkleidet werden sie Teil der Damen-Kapelle von Sweet Sue. Auf der Schlafwagenfahrt nach Florida versammeln sich die durstigen Band-Ladies in Abteil Nummer 7. Eine halbe Flasche Whiskey ist schnell aufgetrieben und auch Wermut ist zur Hand. Eine Wärmflasche wird zum Shaker umfunktioniert. Mithilfe des Beckens vom Schlagzeug und dem Jazzbesen wird das nötige Eis zerkleinert, nur Maraschino-Kirschen sind bedauerlicherweise keine zu finden. Wichtiger Hinweis einer Stimme aus dem off: „Hey, easy on the vermouth!“

 

Drama & Drinks – die neuen Twists

In der Neuzeit wird etwas merkwürdiger getrunken. 1971 rückt die Korova Milk Bar in den Focus, als in „Clockwork Orange“ die Schlägerbande „Drools“ um Anführer Alexander DeLarge dort ihren sonderbaren „Moloko Plus“ süffelt. Vermutlich eine Art Absinth-Milch-Highball.

Der Film „Cocktail“ von 1988 wirkt heute seltsam historisierend, wenn die Bartender um Tom Cruise die Shaker durch die Luft werfen und Drinks mit lustigen Schirmchen vor die Gäste schieben. Die ernsten Momente werden von Brandy Flip begleitet. Wie mag der Film das Berufsbild Bartender geprägt haben? Immerhin haben wir hier einen der ruhmreichen Preisträger einer Goldenen Himbeere im VHS-Player.

 

Der Lieblingsdrink des „Dude“

Ein Comeback des „White Russian” wurde dank des Big Lebowski eingeleitet. Unmittelbar in der Eröffnungsszene des Films begegnet der „Dude“ den Zuschauern erstmals. In seinem individuellen Look mit Bademantel, Sonnenbrille und Sandalen schlurft er durch den Supermarkt und sammelt die Zutaten für seinen Lieblingsdrink. Während seines zweiten Hobbys, dem Bowling, bestellt Lebowski den Trunk unter dem Namen „Kaukasier“.

Als ungeahnter Rahmen für das Comeback eines Drinks, der eigentlich aus den 1930-ern stammt, entpuppt sich die Serie „Sex and the City“. Im Kinofilm von 2008 trifft sich die Damenclique anlässlich Samanthas (Kim Cattrall) Geburtstag wieder. Sie fragt: “Warum haben wir jemals aufgehört, Cosmopolitans zu trinken?” Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) erwidert: „Weil alle anderen anfingen, sie zu trinken.“

Und so trinken wir uns durch das (Film-)Jahr 2021, stoßen auf Oscars und goldene Himbeeren an und blicken 007 entgegen, vielleicht mit einem „Vesper“ im Glas. Und dabei immer an den philosophischen Satz aus „Thunderball“ denken: Ich sterbe lieber an einem Drink, als am Durst!