Elayne Duff: Wie sie ihre Stimme fand
© Elayne Duff
Nach über 20 Jahren in der Branche kann Elayne Duff auf eine bewegte Karriere zurückblicken. Sie spricht über praktisches Lernen, darüber was „Advocacy“ wirklich bedeutet und wie sie ihren eignen Weg fand
„Ich hatte Glück mit einer solchen Stimme geboren zu werden.“ Elayne Duff zieht in jedem Raum, den sie betritt, gleich alle Aufmerksamkeit auf sich – was sich in den Jahren zweifelsohne als praktisch erwiesen hat, wenn man als jüngstes von neun Kindern auf Staten Island in New York aufgewachsen ist. Und was ihre Karriere angeht, so klingt ihre Stimme wie „Donnerhall“ in der internationalen Spirituosen- und Barszene.
Duff begann ihre berufliche Laufbahn in der Mode. Mit 24 Jahren betrieb sie bereits mehrere Showrooms, lebte in New York, und war – mit eigenen Worten – „völlig pleite“. Da sie Geld brauchte, führte sie ein Freund in die Welt des Werbe-Modellings in Restaurants und Bars ein – und legte so den Grundstein für eine neue Karriere in der Getränkegastronomie. „Das weckte echt mein Interesse. Geschichte war mein Lieblingsfach in der Schule, und so habe ich mich bei den Schulungen in die Geschichten hinter den Marken verliebt. Ich war damals noch kein großer Cocktail-Nerd, ich wusste nur, dass alles beim Mixen einen tieferen Sinn hatte.“
In den darauffolgenden 25 Jahren wurde Duff dann zu einer der angesehensten und unverkennbarsten Markenbotschafterinnen und Dozentin in der Branche. Nach 10 Jahren als Chef-Ausbilderin, Mixologin und Markenbotschafterin für das Luxus-Portfolio von Diageo, wechselte sie zu Anheuser-Busch InBev., bevor sie zur COO von Duff on the Rocks avancierte. Sie gründete die “Beverage Brand Ambassador Academy” und wurde schließlich 2023 als Director of Advocacy Teil der Samson & Surrey Teams.
Sie ist regelmäßig bei internationalen Bar-Messen und Wettbewerben zu sehen und wurde in das „Tales of the Cocktail Catalyst“ Komitee aufgenommen. 2022 startete Duff ihren Podcast „Celebrating the Brand Ambassador with Elayne Duff“.
Den eigenen Weg gehen
Duff kam zwar als Seiteneinsteiger in die Branche, prägte aber in der Folgezeit die Industrie nachhaltig. Als sie 2006 zu Diageo USA kam, gab es ihre Funktion noch gar nicht. Trotzdem festigte sie ihre „Doppelspitze“ von Bildung und Interessenvertretung, die beiden Aufgaben, die sie sich bis heute zu eigen macht.
Der Weg dahin war natürlich alles andere als geradlinig. „Es war ein merkwürdiger und interessanter Karriereschritt,“ sagt Duff, die damals noch ein kleines Kind großzuziehen hatte. In den frühen 2000ern gab es Marken-Botschafter als Beruf noch gar nicht, sondern das war eher ein neuartiges Konzept in der Branche. „Ich wusste, es gab Markt-Manager und mir waren auch die Verkaufs- und Vertriebsjobs bekannt. Ich begriff, dass ich diesen Weg hätte einschlagen können, aber wollte das nicht – ich wollte Leuten etwas beibringen.“
Zu der Zeit traf sie Steve Olson, selbst hoch geschätzter Ausbilder und jemand, der Duff den “Floh ins Ohr” setzte, ihren – wenn auch nicht ganz klaren – Weg fortzusetzen: „Er war so dynamisch und wie er etwas vorstellte und Leute schulte… sie waren schon begeistert, einfach nur mit ihm im gleichen Raum zu sein.“ Und so brachte sie ihre Idee, nicht einmal, nicht zweimal, sondern dreimal vor, bis sie endlich eine Zusage bekam.
Duff’s Tatkraft – und davon hat sie genug - ist wahrscheinlich ihre größte Stärke. Das Verständnis dafür, was Menschen und Unternehmen brauchen, zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Karriere – und die aktive Verfolgung dieser Ziele war dafür entscheidend, dass sie dieses auch für beide erreicht hat. „Mein Rat lautet: Wenn Sie einen Job wollen, dann müssen Sie Andere das auch wissen lassen, dass sie den wollen. Aber Sie müssen auch wissen, wie Sie das verkaufen, damit es geschäftlich Sinn macht.“
Die Bildungs-Evolution
Bedenkt man, wie leicht es Duff fällt, zu Marken quer über alle Kategorien hinweg zu lehren, überrascht es vielleicht, dass ihr selbst lernen gar nicht leicht fällt. „Ich lerne nicht schnell, ich kann Informationen nicht so leicht behalten. Das ist nicht meine Stärke. Selbst auf dem College musste ich meine Lehrbücher umschreiben.“ Für Duff sind visuelles und praktisches Lernen die bevorzugten Methoden, und sie wird nicht müde zu betonen, wie wichtig es ist, den eigenen Lernstil zu finden. Die Informationen zu nutzen, wenn sie sie einmal gelernt hat, ist alles entscheidend, um sie auch auf Dauer zu speichern. Für Duff gilt das Sprichwort “Nutze es, sonst verlierst Du es“.
Wie auch Themen zu finden, die einem wichtig sind. „Klar gibt es Spirituosen- und Cocktail-Wissen, aber dann muss man auch Themen finden, die einem selbst und für die Branche wichtig sind. Mir sind berufliche Entwicklung und Vielfalt sowie Inklusion wichtig. Ich habe eine Plattform und mit einer Plattform verbinden sich Verantwortungen. Also habe ich mich dazu verpflichtet, mich selbst zu bilden und mit anderen in der Branche darauf hinzuarbeiten, andere Menschen effektiv zu schulen.“
Wie wir die Branche weiterbilden, lässt sich ihrer Überzeugung auch verbessern. Das praktische Lernen ist ihr dabei mit Abstand die liebste und wirkungsvollste Lernmethode und sollte mehr eingesetzt werden. „Auf Konferenzen hören wir im Allgemeinen mit minimalem Engagement zu. Es gibt zwar ein paar Ausnahmen, aber diese Art Seminare hinterlassen bei ihrem Publikum dann auch eine stärkere Wirkung, glaube ich.“
Duff nutzt diese Methode selbst mit ihren Mitarbeitern, vor allem im Brennerei-Umfeld. „Das Team darf dann Korn in die Fermentierungstanks einfüllen, die Maische umrühren, Fässer anbohren, die Abfüllanlage betreiben und erlernen, wie man seine eigene Sorte verschneidet, während man einen ganzen Tag in der Brennerei verbringt.“
Geschäftsaufbau
Ihre Position als Global Training Manager bei Anheuser-Busch erwies sich als Sprungbrett für die Gründung der „Beverage Brand Ambassador Academy“ (BBAA). „Bei AB-InBev habe ich zahlreiche Bildungsprogramme weltweit initiiert. In diesem Maßstab zu arbeiten, verschaffte mir den Mut, Unternehmerin zu werden – es hat mir gezeigt, was in der Lage bin zu leisten.“
BBAA, die Akademie für Getränke-Markenbotschafter, wurde von Duff ins Leben gerufen, um über 20 Jahre eigene Erfahrung sowie Einblicke von anderen erfolgreichen Botschaftern in eine Plattform einfließen zu lassen, die anderen dabei hilft besser zu werden. Das Programm mit Schwerpunkt Ausbildung und Mentorentätigkeit vermittelt Fähigkeiten sowohl im, als auch außerhalb des Kundenumfeldes, unternehmerische Kompetenzen, Ideenentwicklung und Marketing, and bietet persönliche Einzelcoachings mit Duff.
Duff glaubt, dass es wichtig ist, Botschaftern das Werkzeug mitzugeben, das sie oft nicht haben, um in ihren Positionen ausgezeichnetes zu leisten. Laut Duff gibt es für Markenbotschafter derzeit weder eine Schulungsplattform noch formale Bildungsangebote. Einzelne können eventuell etwas über die Marke lernen und Unterstützung durch Mentoren erhalten, wenn sie im richtigen Unternehmen sind, aber die meisten müssen die Dinge selbst in die Hand nehmen.
Für die Ausbildung der Botschafter bei Samson & Surrey spielt der Mentor, so Duff, eine entscheidende Rolle. „Während des Prozesses ist die Schaffung eines vorurteilsfreien Umfeldes unerlässlich. Wenn ich neue Teammitglieder einarbeite, betone ich immer, dass ich ihre Wissenslücken nicht verurteile. Es ist unrealistisch zu erwarten, dass jemand – ich eingeschlossen – alles weiß.“
Zudem ermutigt man bei Samson & Surrey die eigenen Mitarbeiter unternehmerisch zu denken, über den Tellerrand hinauszuschauen und kontinuierlich an sich zu arbeiten. Duff lernt gern zusammen mit ihrem Team. Einer der lohnendsten Aspekte für sie ist die Zusammenarbeit mit ihrem Team an Projekten. „Ich leite sie durch den Prozess, aber gebe ihnen gleichzeitig auch die Freiheit, ihre Kreativität auszuleben und aus ihren Fehlern zu lernen. Dieser Ansatz fördert ihre Entwicklung und den Erfolg in ihren Funktionen.“
Ehrlich für eine Sache einstehen
Bei dem Aspekt “Advocacy” zieht Duff ihr Team zu ehrlichen Fürsprechern für die Marken, die sie vertreten, heran. „Wir machen alles etwas anders. Wir reden vor allem viel darüber, dass ich das Team lieber als Berater für seine Kunden sehe möchte.“
Die Nach-Corona-Zeit, das Abwandern von Fachleuten hat Raum geschaffen für eine neue Generation von Bartendern, die mehr erwarten von einem Markenbotschafter als ein Verkaufsgespräch, und Wissenslücken füllen zu wollen. „Einige in meinem Team verfügen über 15 Jahre Branchenwissen. Ich halte sie dazu an, nicht nur Produkt- oder Menü-Platzierungen zu machen, sondern sich Zeit mit ihren Kunden zu nehmen, um ihnen die Instrumente und das Wissen an die Hand zu geben, die man braucht, um in dieser harten Industrie nicht nur zu überleben, sondern zu florieren.“
Das kann alles bedeuten: Vom Zeigen wie man eine gestraffte Ausgabestation gestaltet, oder dabei hilft, eine Cocktail-Karte zu entwickeln bis zum gemeinsamen Nutzen von Ressourcen oder einfach ganz allgemein eine Hilfe zu sein, bei allem, was sie gerade brauchen. Ein Ökosystem, wo die Botschafter genauso wichtig für die Bars sind wie für die Marken, die sie vertreten, ist die Kultur, die Duff für eine neue Generation von Talenten schaffen will: „Darum geht es eigentlich bei Advocacy.“
Und was die Zukunft angeht? Ist sie optimistisch aber hofft auch auf eine Veränderung. Sie glaubt zwar immer noch an harte Arbeit, aber sie sähe gern eine bessere Übereinstimmung zwischen der Lebensqualität von Bartendern und ihren Umsatzergebnissen. Der Hunger nach Wissen steht natürlich ganz oben auf der Prioritätenliste, und dass man ihrem Beispiel folgt, aber auch weniger Vorurteile gegenüber anderen zu haben.
„Menschen machen Fehler, aber anstatt negativ über sie zu urteilen, sollte im Zweifel für sie argumentieren und sich die Zeit nehmen, damit sie das größere Ganze verstehen. Es läuft alles auf das alte, aber sehr wahre Sprichwort hinaus: Behandle Andere so wie du behandelt werden möchtest. Würden wir das alle beherzigen, wäre die Branche ein besserer Ort.“
Ein Artikel von Millie Milliken,
Award-winning Drinks and Hospitality Journalist