Welcome back, Whiskey!

Amerikanischer Whiskey hatte es in den vergangenen Jahren nicht leicht auf seinem Weg nach Europa. Endlich kommt er aber vermehrt wieder zu uns. Unser Autor Peter Eichhorn heißt ihn herzlich willkommen.

“Them good old boys were drinkin' whiskey and rye.” Klingt gut? – Ja, dachte sich Don McLean und später auch Madonna. Aber: Der amerikanische Whiskey hatte es in den letzten Jahren nicht leicht auf seinem Weg nach Europa. Ein Handelsstreit und Strafzölle zwischen Europa und den USA unter Donald Trump bremsten eine Entwicklung, die in eine Richtung zielte, auch Europäern endlich eine nie gekannte Vielzahl an amerikanischen Destillaten aus Roggen und Mais zur Verfügung zu stellen.

Die Nachfrage und somit der Export von USA nach Europa und insbesondere in Deutschland stieg beständig und endlich kamen auch die Erzeugnisse kleiner und neuer Destillerien sowie Premium-Erzeugnisse der großen Marken vermehrt zu uns. Wir dürfen nicht vergessen: Flaschengrößen, Etiketten und Produktinformationen müssen dem europäischen Markt angepasst werden. Für viele Marken eine große Investition und somit keine leichte Entscheidung. Aber es ging voran und die Arbeit, insbesondere des Distilled Spirits Council of the United States, zahlte sich endlich aus. 

Strafe muss sein? 

Doch dann kam der Juni 2018. Donald Trump, der seine Strafgelder mit „nationalen Sicherheitsinteressen“ begründete, erhielt die europäische Antwort auf seine sonderbaren Strafzölle für Stahl- und Aluminiumerzeugnisse. Das Vorgehen hatte selbst seinem Finanzminister Steven Mnuchin Kopfschmerzen bereitet. Nun gab es die Revanche der Europäer und erhöhte Zölle auf Jeans, Motorräder, Erdnussbutter und eben Whiskey.

Die Rechnungen, zuvor noch so optimistisch kalkuliert, gingen nicht mehr auf bei Zoll-Aufschlägen von 25 Prozent und der Aussicht auf weitere Erhöhungen. Der Whiskey-Export brach drastisch ein und Marken, die sich gerade aufstellten, um den europäischen Markt zu erobern, stoppten ihre Vorhaben. Selbst der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, der Kentucky repräsentierende Senator Mitch McConnell, traute sich nicht, dem Präsidenten zu widersprechen. Schlagzeilen in Zeitungen in Kentucky, wie "Where are you, Sen. Mitch McConnell? Kentucky needs you."

Von Blues zu Swing

Erst Ende 2021 wurde der Streit unter dem neuen Präsidenten Joe Biden – zwar nicht beendet – aber die Zölle immerhin ausgesetzt. Allmählich normalisieren sich Preise und Verfügbarkeit des Bourbon- und Rye-Whiskey-Angebots wieder und wir freuen uns auf frische Whiskey Sours, Horse’s Necks, Manhattans und Sazeracs. Und natürlich auch auf Corn, Wheat und Tennessee Whiskey. Her mit der Vielfalt!

Und wir dürfen wieder anstimmen: “Well show me the way / To the next Whiskey bar / Oh don't ask why” so kennen zahllose Musik- und Whiskey-Fans die Zeilen aus dem “Alabama-Song” der Band The Doors aus dem Jahr 1967. Wobei das Original des Lieds auf das Jahr 1927 zurückgeht und aus der Feder von Kurt Weill und Bertolt Brecht stammt. Es wurde für die Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ und frühe Aufnahmen von Lotte Lenya sind überliefert. Auch damals eine seltsame Zeit in den USA, mitten in der Ära der Prohibition und somit des Alkoholverbots im Lande. Zuvor hatte selbst das Veto von Präsident Woodrow Wilson gegen das Gesetz nichts genützt. Auch damals ein tiefer Einschnitt in die Destillats-Kultur des Landes. Erst 1933 war Präsident Franklin D. Roosevelt der Meinung, dass die USA dringend einen kräftigen Drink benötigen, und beendete die Prohibitions-Gesetzgebung am 5. Dezember.

Feiern wir also mit Jim, Jack, Joe & Co.

Erinnerungen kommen auf, als vor der Trump-Ära die US-Botschaft in Berlin ihre Pforten für das Distilled Spirits Council und die Erzeugnisse der Destillateure öffnete und der damalige sympathische Botschafter John B. Emerson schmunzelnd am Whiskey nippte und erklärte: „Selbstverständlich ist auch sonst Whiskey in der Botschaft verfügbar. Die Gäste unseres Hauses erwarten bei der Bewirtung natürlich DEN amerikanischen Drink. Und ja, Coca-Cola servieren wir auch.“

Und so dürfen wir uns 2022 auf dem Bar Convent Berlin endlich wieder auf unsere amerikanischen Freunde freuen. Von den wichtigen Pouring-Produkten über die experimentellen Brände der modernen Craft-Destillen bis zu den speziellen Raritäten aus den versteckten Winkeln der Warehouses aus Kentucky & Co. Auch das Distilled Spirits Council wird wieder vor Ort sein, zusammen mit Vertretern aus rund 20 Destillerien und ihren Erzeugnissen.

Dazu singen? Kann, kein Muss.