Die Chancen von Social Media für Bars

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Noch nie war es so einfach auf Knopfdruck gute Restaurants und Bars in der direkten Umgebung angezeigt zu bekommen – Menükarten, Bilder und Bewertungen inklusive. Warum auch die letzten noch zögerlichen Barbesitzer die Macht von Social Media nicht unterschätzen sollten und auf was es bei einem gelungenen Onlineauftritt einer Bar zu achten gilt, erklärt uns Angus Winchester.

Meine Meinung über das Bartending – und das Gastgewerbe generell – war schon immer, dass es einfach ist, es schlecht zu machen und sehr schwierig, es gut zu machen. Von Konzepten wie Sprezzatura (das Schwierige mühelos aussehen lassen) bis hin zum Verständnis der finanziellen Mechanismen eines profitablen Gastgewerbes ist es einfach, aber nicht unbedingt leicht. Die besten Bartender, Manager und Betreiber verstehen, dass der Erfolg einer Bar nicht einfach so passiert, sondern Übung, Konzentration und Planung erfordert. Und nun gibt es einen neuen entscheidenden Aspekt, den wir berücksichtigen müssen: und zwar, dass es jetzt sowohl eine reale als auch eine digitale Welt gibt, die beide erobert werden müssen.

 

Bekanntheit durch neue Medien gewinnen

Für jüngere Menschen ist es schwer, sich eine Welt ohne Smartphones, Apps und Google vorzustellen. Die Menge an Informationen, Bildern, Videos, Bewertungen und Kommentaren, die man auf Knopfdruck abrufen kann, ist riesig und in der Regel kostenlos. Wenn man versucht, dieser Generation zu erklären, wie es früher ablief, fühlt man sich wie ein Dinosaurier. Dass man damals ein Unternehmen anrufen musste, nachdem man dessen Nummer in einem dicken Buch gefunden hatte, um darüber Informationen zu erhalten – undenkbar! Ganz zu schweigen von der "Mundpropaganda", auf die man sich verlassen musste, um von einer neuen Bar zu erfahren. Niemand hat damals Bars rezensiert. Man hatte Glück, wenn man als Restaurant eine Rezension erhielt, und wenn, dann war es eine große Sache. Aber was heute als selbstverständlich gilt, erfordert dennoch Zeit, um wirklich effektiv zu sein. Und wenn das nicht der Fall ist, dann wird man nur zum Hintergrundgeräusch und geht unter. Wo soll man also anfangen, wenn es um den eigenen Social Media-Aufritt geht?

 

Unterstützung von Profis ratsam

Zunächst einmal solltest du dir darüber im Klaren sein, dass du deine sozialen Medien auslagern kannst – und ich habe keine Zweifel, dass jeder Barbesitzer oder Manager, der das liest, mindestens zwei bis drei E-Mails pro Woche von jemandem erhält, der seine Dienste für genau diesen Zweck anbietet. Es ist nicht die schlechteste Idee, denn ich bin mir sicher, dass viele von uns ihre Security, Reinigung und Buchhaltung bereits an externe Unternehmen ausgelagert haben. Die Inanspruchnahme beispielsweiser einer Agentur mag teuer erscheinen, aber sie wird mit Sicherheit in der Lage sein, sowohl hochwertigere Inhalte zu erstellen als auch mit cooleren Tools und einem besseren Verständnis an der Sache zu arbeiten, als es ein talentierter Amateur aus unseren Reihen könnte. Voraussetzung dafür ist natürlich ein umfangreiches Briefing – und das ist eigentlich der erste Punkt, an dem man ansetzen sollte: Was willst du genau erreichen und wie sieht der Erfolg aus?

 

Die Chancen von Social Media

Mit sozialen Medien kann man viele Dinge erreichen, die einen Barbesitzer vor 20 Jahren in Erstaunen versetzt hätten: Du kannst direkt mit euren Fans – auch Follower genannt – kommunizieren und sie über alles Wichtige informieren, von Sonderöffnungszeiten über neue Speisekarten bis hin zu Werbeaktionen und sogar Personaländerungen. Du kannst außerdem mit Geo-Targeting werben, um neue Gäste zu gewinnen. Ebenso kann dir Social Media helfen, die Marke oder Persönlichkeit deines Unternehmens verständlich zu machen, so dass mögliche Gäste ein Gefühl dafür bekommen, was sie erwartet. Du kannst um Verbesserungsvorschläge bitten oder Erfolge und Auszeichnungen mit der Community teilen, um die Attraktivität deiner Bar zu unterstreichen. Die Möglichkeiten sind grenzenlos – du musst dich nur auf das konzentrieren, was du erreichen willst, welche Inhalte funktionieren und wie viel Zeit und Geld du in deine sozialen Medien investieren solltest.

 

Wirtschaftlicher Erfolg messbar?

Und genau hier wird es unscharf. Wir vom BCB Education Board erhalten viele Vorschläge für Vorträge über soziale Medien, aber auf die Frage, ob einer von ihnen einen direkten Zusammenhang zwischen "Likes/Followern" und wirtschaftlichem Erfolg nachweisen kann, verstummt die Diskussion. Der BCB Vortrag der Social-Media-Experten von Beautiful Booze vor ein paar Jahren (siehe Video) war erstaunlich aufschlussreich, aber auch sie konnten nicht nachweisen, dass mehr Likes oder Follower zu mehr Gewinn oder Verkauf führen. Sicher ist jedoch, dass es zu einer größeren Bekanntheit deiner Bar führt. Der Return on Investment lässt sich jedoch nur schwer quantifizieren.

 

Bewertungsportale: Fluch und Segen zugleich

Für eine kostengünstige oder gar kostenlose Lösung sollte man sich jedoch den anderen Aspekt der sozialen Medien ansehen – die Bewertungsportale. Zweifellos steht Google an erster Stelle, da es eine so leistungsfähige Suchmaschine ist und den Leuten jeden Aspekt deines Unternehmens von den Öffnungszeiten über die Auslastung bis hin zu den Gästebewertungen gebündelt anzeigt. Aber auch Websites wie Tripadvisor oder Yelp sind aus mehreren Gründen von unschätzbarem Wert und sollten nicht außer Acht gelassen werden – egal wie toxisch sie auch sein mögen.

 

Von Fans bis Hater alles dabei

Mir wurde einmal gesagt, dass man in jedem Unternehmen damit rechnen kann, dass 20 Prozent der Kunden begeisterte Fans werden, 20 Prozent werden dich hassen und 60 Prozent wirst du gleichgültig sein. Du kannst es dir nicht leisten, nicht auf das Feedback der Gäste zu hören: Jede Bewertung muss daher gelesen und beantwortet werden. Wenn sie deine Bar lieben und sich die Zeit genommen haben, ein Feedback zu schreiben, dann danke ihnen und lade sie wieder ein. Wenn sie ihren Besuch nicht genossen haben, dann entschuldige dich, dass sie enttäuscht wurden (auch wenn du der Meinung bist, dass ihre Bewertung unfair oder ungenau ist) und nimm dir die Zeit, in deiner Antwort Punkt für Punkt auf ihre Kritik einzugehen. Schätze dich glücklich, so oft bewertet worden zu sein, und profitiere von diesem Feedback. Denk daran, dass jede einzelne Bewertung von deinen aktuellen oder zukünftigen Gästen eingesehen werden kann. Das ist die "Mundpropaganda", auf die wir uns früher verlassen haben, jedoch ist sie jetzt öffentlich und dauerhaft. Und dieser Aspekt der sozialen Medien ist kostenlos, wenn du darauf reagierst und sie dir zu Nutzen machst.

 

Start in eine schöne neue Welt

Eine gute Nutzung der sozialen Medien ist einfach, aber nicht leicht. Achte darauf, dass alles, was du tust, mit deiner Marke im Einklang ist und die Persönlichkeit deines Unternehmens unterstreicht. Denk daran, dass die Inhalte, die du postest, in die weite Welt hinausgehen und dauerhaft bleiben. Social Media ist ein Instrument nicht nur für dein Unternehmen, sondern auch für deine Kunden, und du solltest es daher nicht vernachlässigen. Schlussendlich liegt es aber an dir, was du damit erreichen willst. Für einige sind die sozialen Medien eine schöne neue Welt, aber eine permanente, die Übung, Konzentration und Planung erfordert, um voranzukommen – ähnlich wie unsere Branche selbst.