Mehr als ein Standbein: Marcel Baumann

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Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

 

 

„Call me Baumann“ steht auf der Homepage des Künstlers Marcel Baumann. „Das hat sich so verselbständigt;“, berichtet Marcel „unglaublich viele Menschen, auch solche, die mich schon lange kennen, nennen mich Baumann. Keiner nennt mich Marcel. Manchmal fragen mich Leute: wie heißt du eigentlich mit Vornamen? Sie wissen es einfach nicht.“

Nun, so sprechen wir also mit Baumann. Bartender, Bacardi-Markenbotschafter, Künstler, Roggenwhiskey-Liebhaber und Weltmeister im Angeln. Viele denken bei dem passionierten Hamburger und Anzugträger an Tequila und die spannende Zeit, als er 2007 zur Eröffnungscrew der „Le Lion“ Bar von Jörg Meyer zählte, die aus dem „Le Bon Lion“ gegenüber hervorgegangen war.

 

Schmunzelnd blickt Baumann auf seine bisherige gastronomische Laufbahn zurück: „Ich habe früh die Schule verlassen und habe mit Ende 15 schon eine Hotelfachausbildung gemacht. Dann folgten 17 Jahre an der Bar. Den Grundstein bildete das Le Lion. Vorher war ich als Flair-Bartender unterwegs. Es war die Zeit von „Sex on the Beach“ und reichlich Caipis. Die Flair-Nummer war damals sehr erfolgreich. Wir haben eine Gruppe von sieben Jungs gebildet und mixten bei Veranstaltungen und zur Show. Wir waren erfolgreich und wurden sogar recht bekannt. Gemeinsam mit David Wiedemann hatte ich damals im Mixology-Magazin eine Rubrik zu Flair. 

Nach zwei Jahren war es dann gut mit dem Flair-Bartending, denn dann entdeckte ich das Le Bon Lion und war fasziniert vom klassischen Stil des Cocktails. Später war das Eberhardt’s in Hamburg eine wichtige Station. Achim F. Eberhardt war eine Barlegende mit seiner „Old Fashioned Bar“.  Dann machte er das „Eberhardt’s“ daraus und ich kümmerte mich um die Geschäftsführung und erweiterte so meinen Tätigkeitsbereich und sammelte neue Erfahrungen. Es war großartig und wir wurden gleich als beste „Newcomer Bar“ nominiert. Leider wurde die Bar schon nach neun Monaten aus privaten Gründen vom Inhaber verkauft. Dann kam meine erste Brand-Ambassador-Funktion für St. Germain hinzu und gemeinsam mit Fabio Haebel habe ich mich selbstständig gemacht mit dem ‚Barwerk‘ als Barschule für Events und Schulungen.“

 

Baumann bei Bacardi

Vor knapp sechs Jahren kam Baumann dann zu Bacardi und trat seine Mission als Markenbotschafter für Patron Tequila an. Zuvor hatte er über Thorsten Husmann und Karim Fadl schon immer engen Kontakt zu Bacardi gehabt. Als dann eine Markenbotschafterposition im Bereich der Marken Bacardi und Bombay vakant wurde, lud der Konzern den Baumann in den Hamburg Firmensitz. Die Aussage lautete dann: „Wir können dir den Job nicht geben!“ Der Baumann stutzte kurz. Doch die Erklärung folgte auf den Fuß. Er hatte die Frage nach seiner Lieblingsspirituose mit „Roggenwhiskey“ beantwortet. Wohl wissend, dass ein solcher nicht Bestandteil des Bacardi-Portfolios ist. Daher schob er hinterher: „Und auf Platz zwei folgt Tequila.“ Und genau dafür wollte ihn Bacardi, die damals ihre Patrón-Marke stärker aktivieren wollten. Deutschland schien reif für Tequila. Experten wie Sven Sudeck und Tom Jakschas hatten den Weg von Tequila geebnet, um aus einem Trinkritual-Destillat eine flüssige Köstlichkeit zu entwickeln. Baumann war gerne mit an Bord.

Nebenbei war Marcel stets immens umtriebig und bezeichnet sich selbst als ‚Raupe Nimmersatt‘: „Ich brauchte immer neben dem Job noch etwas. Einen Ausgleich, eine Herausforderung. Am Anfang war es Flair-Bartending, dann kam das Wakeboarding. Wenn ich was mache, stürze ich mich auch so richtig rein. An einem trinkfreudigen Abend entstand die Idee, einen Angelschein zu machen. Daraus entstand der „Stickleback Fishing e. V.“ mit 20 Mitgliedern und einer Tätigkeit für ein Angelmagazin. Gemeinsam mit Jan Hrdlicka habe ich dann in den Niederlanden an einem Wettbewerb teilgenommen und plötzlich waren wir Weltmeister im Streetfishing, einer Disziplin, bei der man mit leichter Montur vom Ufer aus angelt.“

Der Tequila blieb. Dreieinhalb Jahre durften Bartender in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Baumann als leidenschaftlichen Tequila-Botschafter erleben. Er denkt gerne an die Zeit: „Es hat mir so viel Spaß gemacht, mit dieser Marke zu arbeiten. Es war so spannend, denn mit Tequila rennt man nicht überall offene Türen ein. Man muss Überzeugungsarbeit leisten.“

Dann wurde eine völlig neue Stelle für ihn geschaffen, bei der er gezielt Spezialitätenhändler betreuen sollte. Dann geschah das Unglück. Ein schwerwiegender Bandscheibenvorfall riss ihn aus der Bahn.

 

Kunst aus der Not geboren

Nach der Operation empfiehlt der Arzt: drei Monate soll Baumann den Rücken schonen. Aber nicht liegen. Etwas Bewegung, aber nicht zu viel. Baumann berichtet: „In der Wohnung war eine Wand frei, wo wir eigentlich ein großes Bild hinhängen wollten. Meine Frau und ich fanden auch eines, dass uns gefiel, aber die 30.000 Euro hatten wir dann doch nicht übrig. Daraufhin habe ich zwei Leinwände gekauft und gesagt: dann probiere ich das doch mal selbst. Das Bild hing an der Wand und Freunde, die es sahen, meinten: ‚Das ist richtig gut. Wer hat das denn gemalt?‘ Es gab auch rasch erste Kaufinteressenten. Das Malen hat mir Spaß gemacht und ich habe ganze Nächte durchgemalt. Dann habe ich ein erstes Bild auf Instagram gepostet und gleich am nächsten Tag verkauft. Dann eine Webseite gebaut und bald meldeten sich erste Online-Galerien, um mich zu vertreten. Nun freue ich mich auf den Sommer. Da soll dann die erste große Ausstellung in der Lazy Agentur in München stattfinden.“

Für Bacardi betreut er nun als Trade Ambassador den Norden zwischen Bremen und Sylt. Für die Kunst hat er mittlerweile ein eigenes Atelier, in dem er sich mit seinen Leinwänden, Acryl und Jute austobt und die Wohnung daheim bleibt sauber. Der Raum wird auch gebraucht, denn in der Wohnung wird Neues geplant. Der 37-jährige wird in zwei Monaten Vater.

Immer noch umtriebig und doch ein wenig ruhiger geworden. Mal an der Wiege, mal an der Staffelei. Und doch gilt sein Motto: Am Ende endet alles am Tresen. Und das soll auch so bleiben.

Ob Kunst, ob Mensch. Stets gilt: ein echter Baumann. Ein Original!

www.marcelbaumann.de