How to win a Cocktail Competition  

© DBU e.V. / Michael Meyer 

Tipps & Tricks von Lukas Motejzik und Drew Fleming

Wie gewinne ich einen Cocktailwettbewerb? Wie bewerbe ich mich richtig? Bereite mich gut vor? Liefere eine perfekte Präsentation vor der Jury ab? Und was habe ich überhaupt davon? Fragen über Fragen, die sich bestimmt viele junge Bartenderinnen und Bartender fragen. Antworten gab’s bei einem spannenden Workshop im Rahmen der „Junior Akademie“ der Deutschen Barkeeper-Union e.V.

„HOW TO“ heißt das Workshop-Format der Deutschen Barkeeper Union e.V. (DBU), bei dem ein bestimmter barspezifischer Inhalt in Zusammenarbeit mit Experten vertieft wird – es ist Teil des Education-Angebots der Interessenvertretung (mehr dazu im Interview mit Christian Gentemann, dem „Head of Education & Community“ der DBU). „HOW TO Win a Cocktail Competition“ war das Motto des Abends Ende April im Hotel Provocateur in Berlin: Ein Dutzend Nachwuchs-Bartalente aus dem ganzen Land hatte sich zur diesjährigen „Junior Akademie“ in der Hauptstadt eingefunden – und zum Auftakt des dreitägigen, straffen Programms ging es gleich mit diesem spannenden Thema los. Denn schließlich sind es vor allem (wenngleich nicht ausschließlich) junge Bartenderinnen und Bartender, die in Cocktail-Wettbewerben die Chance sehen, ihre Karriere voranzutreiben, wertvolle Kontakte zu knüpfen sowie neue Orte, Menschen und Bars kennen zu lernen.

Hosts: Lukas Motejzik und Drew Fleming

Doch wie gewinnt man einen Cocktail-Wettbewerb? Als Antwortgeber für diese zentrale Frage hatte die DBU e.V. zusammen mit seinem Sponsoring-Partner The Blend, dem Weiterbildungs- und Inspirationsprogramm für die Barwelt von Beam Suntory, zwei Personen eingeladen, die es wirklich wissen müssen: Lukas Motejzik, Betreiber der „Zephyr Bar“ in München hat in seiner Karriere schon mehrere Wettbewerbe gewonnen, u.a. die Deutschlandfinals der „Bacardi Legacy“ und der „Chivas Masters“. Drew Fleming von der britischen Isle of Man siegte im vergangenen Jahr beim „50 Best Bars Blend Scholarship“, hier setzte er sich gegen immerhin 750 Mitbewerber durch. Motejzik machte in seiner Präsentation für die jungen Kollegen vor allem eines sehr deutlich: Es sind viele Details, die ein erfolgreiches Ganzes formen – von der Auswahl der Wettbewerbe, an denen man teilnimmt, über die Vorbereitung bis zur Präsentation vor der Jury.

Gute Auswahl

Da es so viele Competitions gebe und die professionelle Bewerbung aufwändig sei stehe am Anfang stets die Frage: Habe ich überhaupt die Zeit dafür – neben dem daily bzw. nightly business in meiner Bar? Lieber an weniger Wettbewerben teilnehmen, auch mal Pausen machen und Aufrufe auslassen, und sich dafür umso intensiver mit ihnen beschäftigen, so sein Tipp hierzu. Und ebenso: Berücksichtigen, dass solche Wettbewerbe in der Regel Aktivitäten von Marken seien, die mit den Teilnehmenden arbeiten (sprich Marketing und Werbung machen) wollen. Da werde es nicht gerne gesehen, wenn jemand bei allen Marken, also auch denen der Konkurrenz, mitmacht.

Lukas Motejzik, Betreiber der „Zephyr Bar“ in München (links), und Drew Fleming, Sieger des „50 Best Bars Blend Scholarship“ 2022 (rechts), teilten ihre Erfahrungen mit den jungen Teilnehmern des DBU-Workshops.

© DBU e.V. / Michael Meyer 

Richtige Bewerbung

Nicht auf den letzten Drücker bewerben – eine neue Barkarte schreibe man ja auch nicht über Nacht –, sondern mit Vorlauf und Vorbereitung, so Motejzik. Mit hochwertigen Bildern/Videos (dazu später mehr) und einem Drink, der um eine Story herum aufgebaut ist, die mit der eigenen Persönlichkeit matcht. Er habe sich einmal mit einem Drink beworben, den er mit einem Sirup aus schwarzen Oliven und Milch verfeinert habe, berichtete er den Teilnehmenden der „Junior Akademie“. Darauf gekommen sei er, als er in einem Magazin ein Rezept für eine Pana cotta aus schwarzen Oliven gefunden habe – und das habe er nur gefunden, weil er dummerweise seine Kopfhörer für die Reise vergessen und darum zum ausliegenden Heft gegriffen habe. Eine Anekdote, die für Lacher bei der Jury gesorgt habe, aber eben genau deshalb verfing. Von der begründeten Auswahl der Zutaten („jede hat eine Aufgabe in deiner Story“) über zu deren Verfügbarkeit (er selbst geriet einmal in ungeahnte Nöte, als er beim globalen Finale feststellen musste, dass Grapefruits auf Puerto Rico kein Standard sind) bis zum prägnanten Namen führte der Münchner viele wichtige weitere Punkte.

Perfekte Performance

Vor seinen Gästen in der eigenen Bar zu mixen oder vor einer Jury bei einem Wettbewerb – dazwischen liegen Welten. In der Bar gibt es Hintergrundgeräusche und Musik, die Leute unterhalten sich, entspannte Routine. Beim Wettbewerb sind alle Augen auf den Teilnehmenden gerichtet. Es herrscht in der Regel Stille. Und nun? „Ihr seid der Showmaster“, brachte es Motejzik auf den Punkt. Heißt: Laut sprechen, von Anfang an präsent sein. Keine – bzw. nur der Dramatik zuträglichen – Pausen entstehen lassen. Beim Zubereiten die Geschichte erzählen, außer beim Shaken (dann wird geklatscht, eine schöne Competition-Tradition). Schick und gepflegt sein (Showmaster!), sauber arbeiten und die Zeitvorgaben einhalten (anders als so mancher TV-Showmaster der guten alten Zeiten). Das funktioniere, indem man es wieder und wieder trainiere, er habe es beim Anschauen von Hollywoodfilmen teils nächtelang durchgetan, so der „Zephyr“-Betreiber, dessen Team regelmäßig an Wettbewerben teilnimmt.

Kantige Drinks!

Last but not least eine Auswahl seiner Tipps für den Competition-Drink:

  • er sollte „Kante haben“ und aussagekräftig sein
  • Jury auf den Geschmack verbal vorbereiten (z.B. ist bewusst betont bitter oder süßlich)
  • sexy Farbe des Liquids, Füllhöhen in allen Drinks gleich hoch (häufiger Fehler)
  • Garnitur gleichmäßig, schön und sinnvoll (erklären warum)

Sein Schlussplädoyer: „Macht mit! Es ist viel Arbeit, aber es lohnt sich: Ich habe viele Städte und Länder kennen gelernt, spannende Menschen. Es ist wahnsinnig inspirierend!“

 

Karriere-Hebel

Exakt genauso sieht es Drew Fleming: „Eine Competition ist ein Hebel für deine Karriere.“ Der junge Mann, der auf der idyllischen Isle of Man in der Irischen See lebt und in der Bar „Kiki Lounge“ in der Inselhauptstadt Douglas (26.000 Einwohner) arbeitet, bewarb sich 2022 für die erste Ausgabe des Wettbewerbs „50 Best Bars Blend Scholarship“ – als eine von insgesamt 750 Personen – und trug am Ende den Sieg davon. Sein Gewinn war eine jeweils zweiwöchige Mitarbeit in zwei der renommiertesten Bars der Welt, Ago Perrones „Connaught Bar“ in London und dem „Katana Kitten“ von Masahiro Urushido in New York. Zwei völlig verschiedene Betreiberpersönlichkeiten, Konzepte und Arbeitsweisen, doch beide hochprofessionell, sodass er enorm viel habe mitnehmen können, so Fleming.

Ein Twist mit Seegras  

Fleming setzte sich im dreistufigen Bewerbungsverfahren unter anderem mit einer ausführlichen Herleitung seines Drinks und seiner Interpretation des Competition-Mottos „Future Positive“ durch. Sein Competition-Drink: der „Webb of Skies“, ist eine Abwandlung des legendären Saturn-Cocktails und Hommage an dessen Schöpfer Joseph „Po Po“ Galsini, einen heute kaum noch bekannten Protagonisten der Tiki-Kultur. Welche wiederum Flemings Bar „Kiki“ auf eine von den Klischees und (Neo-)Kolonialismen befreite Weise weiterentwickelt – zukunftsoptimistisch ebenso wie das nachhaltige Arbeiten, das man hier kultiviert. Flemings lokale Zutat Seegras ist quasi frisch gefischt, wie sein so informatives wie unterhaltsames Video zeigt.

Intensive Recherche

Weil die vier Bausteine – Drink-Zutaten, Persönlichkeit, Story/Geschichte und „Future Positive“ bei ihm ineinandergriffen, kam er weiter. Lange und intensiv habe er sich auf die ausführlichen Interviews, die die Bar-Betreiber Ago Perrone und Masahiro Urushido mit ihm und 24 weiteren Teilnehmern der Runde zwei führten, vorbereitet. Er recherchierte über ihre Karrieren, Persönlichkeiten und Sichtweisen zur Barkultur. „Behandelt es wie das wichtigste Bewerbungsgespräch, das ihr je hattet“, so sein Tipp. Und schließlich gehöre auch dazu, wahre Leidenschaft für den Wettbewerb zu haben – das klingt logisch, doch man muss sie erst einmal so ausstrahlen, wie er es auch im Folgejahr noch tut. Fleming ist übrigens trotz vieler neuer Kontakte und Angebote der Inselbar treu geblieben – die Chefs des kleinen Gastro-Unternehmens, das die Bar betreibt, haben ihm zum Teilhaber gemacht. Auch so kann ein von Competitions beflügelter Karriereschritt aussehen.

Bis zum 15. Mai 2023 läuft noch die Bewerbung für das „50 Best Bars Blend Scholarship“ 2023“ – es winken Praktika im „Sips“ von Simone Caporale und Marc Álvarez in Barcelona sowie im „Alquímico“ von Jean Trinh in Cartagena/Kolumbien (und Speaker auf dem BCB 2022). 

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

© DBU e.V. / Michael Meyer